Ausstellung
20.12.2022

Zum 55. Geburtstag des BRÜCKE-MUSEUMS, das am 15. September 1967 eröffnet wurde, stellt sich das Museum selbst vor, beleuchtet seine Aufgaben und Vorgehensweisen. Noch bis 29. Januar können sich die Besucher*innen in der Ausstellung How to Brücke-Museum: ein Blick hinter die Kulissen über die Museumsarbeit informieren.

Hinter einem Gemälde, einer Zeichnung, einer Lithografie etc. verbergen sich oft spannende Geschichten. Die Provenienzforschung oder auch spezielle Forschungsprojekte bringen sie ans Licht. So spielt in manchen Fällen der Rahmen eine bedeutende Rolle, er ist Teil der Geschichte eines Werks. In der Berliner Ausstellung ist dem Forschungsbereich „Rahmen“ ein eigenes Kapitel gewidmet: Die Bedeutung des Rahmens für die Künstler der Brücke war bei dem Projekt UNZERTRENNLICH maßgebend. Zusammen mit der Münchner Rahmenwerkstatt WERNER MURRER RAHMEN konnte Ende 2019 eine Ausstellung und eine Publikation realisiert werden. Markante Anschauungsbeispiele aus der Sammlung des BRÜCKE-MUSEUMS können in der aktuellen Präsentation noch einmal besichtigt werden.

 

Karl Schmidt Rottluff Dorfecke und Weinstube

Ausstellungsansicht mit Karl Schmidt-Rottluffs Gemälden Dorfecke, 1910, und Weinstube, 1913, aus der Sammlung des BRÜCKE-MUSEUMS, Berlin

 

Ein Künstler der Brücke, der Rahmen für seine Werke in einer bestimmten Schaffensphase mit geschnitzten Ornamenten versah, war Karl Schmidt-Rottluff. Mal aufwendiger mit geometrischen Formen und mal schlichter mit umlaufender, gekerbter Linie, gestaltete er die Oberfläche der meist aus Nadelholz bestehenden Rahmen zunächst mit dem Schnitzeisen und anschließend mit dem Pinsel in Farbe oder mit Gold- und Silberbronzen: »[...] In Zusammenarbeit mit dem Rahmenexperten Werner Murrer und dem BUCHHEIM MUSEUM öffnete UNZERTRENNLICH den Blick für dieses von der wissenschaftlichen Forschung bisher wenig beachtete Feld künstlerischen Schaffens. Schmidt-Rottluffs Gemälde Dorfecke besitzt neben einem Grundrahmen eine aufwendig geschnitzte Randleiste, die der Künstler etwas dunkler farbig gefasst hat. Durch diese Gestaltung entsteht der Eindruck eines Passepartouts, das Malerei und Rahmen optisch voneinander trennt. Rahmen mit einer einfach gekerbten, farbig getönten Linie auf der Rahmenplatte, fertigte Karl Schmidt-Rottluff zwischen 1912 und 1914 an. Das Gemälde Weinstube aus dem Jahr 1913 ist hier ein Beispiel. ...

 

 

Karl Schmidt Rottluff Kaemmendes Maedchen

... Auch das Gemälde Kämmendes Mädchen verfügt über einen solchen Rahmen. Es fällt jedoch aufgrund seiner Datierung 1919 aus der Reihe. Bei genauerer Betrachtung ist erkennbar, dass der Rahmen oben links und unten rechts gekürzt wurde [...].«1 Die gekerbte Linie im Rahmen hat Schmidt-Rottluff farbig in Mennige gestaltet. 

Karl Schmidt-Rottluff, Kämmendes Mädchen, 1919, BRÜCKE-MUSEUM, Berlin


Ein Blick auf den Rahmen – auf Vorder- und Rückseite – wirft Fragen auf und gibt auch Antworten: Stimmen das Alter von Rahmen und Gemälde überein? Entspricht der Stil des Rahmens der Epoche, aus der auch das Gemälde stammt? Gibt es Überarbeitungen am Rahmen? Hat sich bei wechselnden Besitzverhältnissen auch die Rahmung verändert oder ist bei einer bewegten Geschichte eines Bildes gerade der Rahmen die Konstante? Rückseitige Beschriftungen oder Etikettierungen liefern häufig Hinweise zu Ausstellungsstationen sowie zu den Eigentümern eines Werks, was vor allem für die Provenienzforschung von Bedeutung ist. Aber es sind noch viele Aspekte mehr, worüber ein Rahmen berichten kann. Das Thema Rahmen ist ein breites und interessantes Feld und äußerst relevant für die Museumsarbeit.

 

Ein Blick auf Gemälde- und RahmenRückseiten:

 

Provenienzforschung Otto Mueller

Die Rückseite von Otto Muellers Gemälde In Dünen liegender Akt von 1923 wurde in der Ausstellung fotografisch sichtbar gemacht. Etiketten geben Auskunft zur Provenienz des Bildes, die nach  Aufnahme des Werks in die Sammlung des BRÜCKE-MUSEUMS erst geklärt werden musste.

 

 

Auf der Rückseite von Ernst Ludwig Kirchners Gemälde Otto Mueller mit Pfeife verbirgt sich ein weiteres Bildmotiv: Zirkusszene, 1911.
Kirchner signierte den Keilrahmen und auf der Rückseite des Zierrahmens vermerkte er den ursprünglichen Titel des vorderseitigen Bildes: Kopf mit Pfeife. Da das Gemälde Otto Mueller mit Pfeife 1913 entstanden ist – zwei Jahre nach der Zirkusszene – ist diese die eigentliche Vorderseite des Werks.

Kirchner Zirkusszene Rueckseite

 

 

  1. Aus den Wandtexten zu Karl Schmidt-Rottluffs Gemälden Dorfecke, Weinstube und Kämmendes Mädchen

 

 

Erfahren Sie mehr vor Ort im BRÜCKE-MUSEUM, wo auch die Mitarbeiter*innen verraten, welche Werke aus der Sammlung sie besonders ansprechen und bewegen. Außerdem werden der richtige Umgang sowie die Konservierung und Restaurierung von Werken anhand durchgeführter Maßnahmen der Restauratorin Felicitas Klein an ausgewählten Gemälden aus dem Sammlungsbestand vorgestellt.

 

Die Ausstellungsgestaltung von Lisa Pepita Weiss und Claudia Klat vom Design Studio POOL PRACTICE leitet Sie informativ und optisch durch die Präsentation:

 

 

Was macht eine Provenienzforscherin
Wie bewahrt man Kunst
Wieso ist es hier so bunt

Marianne Saal, Kunsthistorikerin M. A.

 

 

 

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